Viele Menschen versuchen den Konsum tierischer Lebensmittel zu reduzieren. Stattdessen greifen sie immer häufiger auf Fleischersatzprodukte zurück. Diese haben zum Teil einen schlechten Ruf – zu Recht?
Generell gilt, dass der Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln mit einem höheren kardiovaskulären Risiko einhergeht. Fleischersatzprodukte gehören dazu.8 Sie schneiden mit Blick auf den Gehalt an Proteinen, gesättigten Fettsäuren und Gesamtfett zwar besser ab als Fleisch- und Wurstwaren, der Gesamtenergiegehalt ist allerdings vergleichbar. Gleiches gilt für den Salzgehalt, der bei beiden Produkttypen sehr hoch ist.9
Eine randomisierte Cross-over-Studie, bei der 36 Proband:innen ausgewertet wurden, zeigte: Nach 8 Wochen bewirkt der Verzehr von Fleischersatzprodukten anstelle von Fleisch eine signifikante Reduktion des Risikomarkers Trimethylamin-N-Oxid (TMAO, 2,7 µM ± 0,3 vs. 4,7 µM ± 0,9; p = 0,012), des LDL-C (109,9 ± 4,5 mg/dl vs. 120,7 ± 4,5 mg/dl; p = 0,002) und des Gesamtkörpergewichts (78,7 ± 3,0 kg vs. 79,6 ± 3,0 kg; p < 0,001).10 Die signifikante Verringerung des Risikomarkers TMAO trat allerdings nur auf, wenn die Versuchsteilnehmenden zuerst Fleisch und dann Fleischersatzprodukte konsumierten.
Die Expert:innen der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V. stellt bereits fest, dass das Ausmaß der durch geeignete Ernährung und körperliche Aktivität erreichbaren Senkung von LDL-C variabel und oft nicht sehr ausgeprägt sei.11
Ergebnisse des Verbrauchermagazins Ökotest aus dem Jahr 2022 zeigen aber auch die Kehrseite der Medaille: Viele Fleischersatzprodukte enthalten kritische Inhaltsstoffe wie aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (kurz MOAHs), die in Verdacht stehen, krebserregend zu sein, oder das umstrittene Verdickungsmittel Carrageen, das mit Darmentzündungen in Verbindung gebracht wird.12
Das Bewusstsein für diese Problematik wächst. In einem aktuellen Test des ZDF-Magazins WISO konnten zwar keine der potenziell krebserregenden MOAHs in den 6 getesteten Veggiebratwürsten entdeckt werden, allerdings wurden Spuren von Mineralölbestandteilen (MOSH-Verbindungen) nachgewiesen. Die Auswirkungen dieser Verbindungen auf die menschliche Gesundheit sind aktuell noch unklar.13