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Ziel verpasst! Ungenutztes Potenzial im Lipidmanagement

Aktuelle Daten aus dem SANTORINI-Register zeigen: Risikogruppen erreichen die empfohlenen Zielwerte des LDL-Cholesterins (LDL-C) zu selten. Woran das liegt und wie das

LDL-C-Management optimiert werden kann, erfahren Sie hier.

Aktuelle LDL-C-Zielwerte: Sind sie erreichbar?

Mit über 15 Millionen Toten pro Jahr stellen atherosklerotisch-kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVDs) weltweit die häufigste Todesursache dar.1 Auch in Deutschland waren sie im Jahr 2021 der Grund für gut ein Drittel der rund 1 Million Todesfälle – Tendenz steigend.2, 3

Der zentrale Risikofaktor für ASCVDs ist das Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C). Daher verschärften die European Society of Cardiology (ESC) und die European Atherosclerosis Society (EAS) in ihren gemeinsamen Leitlinien von 2019 die LDL-C-Zielwerte. Patientinnen und Patienten mit sehr hohem und hohem kardiovaskulärem (CV) Risiko# sollen seither LDL-C-Werte von < 55 mg/dl
(1,4 mmol/l) bzw. < 70 mg/dl (< 1,8 mmol/l)
 und zusätzlich eine mindestens 50%ige Senkung im Vergleich zum Ausgangswert erreichen.4,5

Aber werden diese ambitionierten Empfehlungen auch konsequent umgesetzt und vor allem: Erreichen Betroffene die gesetzten Zielwerte?

SANTORINI-Studie: LDL-C-Management auf dem Prüfstand

Aufschluss darüber gibt die SANTORINI-Studie.5 Diese Registerstudie ist die erste große europaweite Beobachtungsstudie seit der Veröffentlichung der ESC/EAS-Leitlinien 2019, die die Effektivität der aktuellen Behandlungsstrategien zum LDL-C-Management im Therapiealltag dokumentiert.5

Eingeschlossen waren erwachsene Patientinnen und Patienten mit hohem und sehr hohem
CV-Risiko
, die eine lipidsenkende Therapie zur Primär- oder Sekundärprophylaxe benötigten. Die zentrale Fragestellung lautete: Erreichen Betroffene die vorgegebenen LDL-C-Zielwerte?5

Stürzebecher et al. werteten dazu die Daten von 9.044 Teilnehmenden aus 14 europäischen Ländern aus. 2.086 der Teilnehmenden waren aus Deutschland. Zu Studienbeginn hielten die Autorinnen und Autoren für die deutschen Patientinnen und Patienten folgende LDL-C-Werte fest:5

  • Der durchschnittliche LDL-C-Wert von Teilnehmenden mit hohem CV-Risiko betrug 113,3 ± 49,9 mg/dl (2,93 ± 1,29 mmol/l) (andere europäische Länder: 101,3 ± 49,5 mg/dl [2,62 ± 1,28 mmol/l]).
  • Patientinnen und Patienten mit sehr hohem kardiovaskulärem Risiko starteten mit einem
    LDL-C-Wert von 94,7 ± 44,9 mg/dl (2,45 ± 1,16 mmol/l) (andere europäische Länder: 87,0 ± 44,7 mg/dl [2,25 ± 1,16 mmol/l]).

Das Ziel ganz klar verfehlt!

Das Ergebnis der Studie viel in allen europäischen Ländern ernüchternd aus. Besonders enttäuschend sind die Daten aus Deutschland – gerade im Vergleich zum europäischen Durchschnitt: Der von der ESC/EAS definierte LDL-C-Zielwert von < 55 mg/dl (1,4 mmol/l) bei Betroffenen mit sehr hohem Risiko wurde in Deutschland von 80,9 % nicht erreicht (vs. 73,8 % in Europa). Ähnlich sieht es bei Hochrisikopatientinnen und -patienten aus. Hier wurde der Zielwert von < 70 mg/dl (< 1,8 mmol/l) von 72,8 % der deutschen Betroffenen verpasst (vs. 66,8 % in Europa).5

Woran das liegen könnte, diskutieren Stürzebecher et al. in einer aktuellen Veröffentlichung zu den deutschen Studiendaten. Ihr eindeutiges Fazit: Das CV-Risiko von Patientinnen und Patienten mit Hypercholesterinämie wird in der Praxis in Deutschland häufig unterschätzt – selbst dann, wenn die Risikoeinschätzung auf Basis der ESC/EAS-Leitlinien geschieht.5

Mehr Kombinationstherapie wagen

Analysen der im Rahmen der SANTORINI-Studie gewonnen Daten zeigen: In der deutschen Kohorte schafften es 26,9 % der Teilnehmenden, ihre LDL-C-Zielwerte mit Kombinationstherapien zu erreichen. Mit einer Monotherapie, die bei mehr als 9 von 10 Teilnehmenden auf einem Statin basierte, gelang das hingegen nur 12,7 % der Betroffenen. Umso erstaunlicher ist, dass unter den Teilnehmenden mit einem sehr hohen und mit einem hohen CV-Risiko nur 22,9 % bzw. 12,1 % eine lipidsenkende Wirkstoffkombination erhielten.5

Deutschland liegt damit sowohl beim Einsatz von lipidsenkenden Wirkstoffkombinationen als auch in der Zielwerterreichung unter dem europäischen Durchschnitt, erklären die Autorinnen und Autoren.5

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